Ein kulinarisch-gesellschaftliches Zusammentreffen von sich zunächst unbekannten Personen
November 2019
Die Idee
Durch gemeinsames Essen die Sichtweise von sich fremden Menschen radikal verändern.
(Frances Pappas)
Die Bedingung
Ich war also angehalten, am Eingang auch meine Rüstung des selbstverliebten Narativs vom eigenen Status aufzugeben, die ich zum Schutz meines ach so verwundbaren Egos doch so gerne trug.
(Ein Teilnehmer)
Das Ergebnis
Das war eine gelebte Utopie gestern Abend: das Bernsteinzimmer als ein vorübergehendes Zuhause für Begegnungen der unterschiedlichsten Personen aus der Stadtgesellschaft …
(Eine Teilnehmerin)
um über persönliche Tellerränder zu blicken? In Zeiten, in denen sich viele Menschen lieber in eigenen Seifenblasen aufhalten, bildete das kulinarische Experiment Philoxenia – Liebe zu Fremden einen genussvollen Gegenentwurf. Idee war es nicht nur, Fremde miteinander zu verköstigen, sondern sie auch im Unwissen darüber zu lassen, mit wem sie letztendlich den Tisch teilten. Frei von Status und Selbstdefinition, lediglich die Vornamen waren bekannt und relevant.
Mochte einem der Appetit erst einmal vergehen bei dem Gedanken, das persönliche Ego vor der Tür stehen zu lassen, machte die Auseinandersetzung mit der eigenen vordirigierten Wahrnehmung dann doch schnell hungrig auf mehr. Angeregte Unterhaltungen über das, was einem wirklich wichtig ist, entwickelten sich zum Tischgespräch. Und das ohne dass je von Belang geworden wäre, welche Biografien sich hier eigentlich gerade austauschten.
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Unternehmensberaterin, Sitar-Spieler, Hotelfachfrau, Einkommens- und Wohnungsloser, Kunststudentin, Chefarzt und Schreiner bildeten die Gästerunde eines Abends – und erfuhren erst zum Schluss von ihren gegenseitigen Hintergründen. Das Staunen immens, doch da waren die Barrieren längst gesprengt. Jenseits klassischer Rollenbilder und Manifestationen entstand aus Fremden plötzlich eine Gemeinschaft. Ohne die Verzerrung durch Status oder Erfahrungswerte. Einfach nur Menschen mit einem gesunden Appetit.
Insgesamt zauberte die leidenschaftliche Köchin Frances Pappas fünfmal ein Abendessen für Fremde. Eines für Kinder, eines für Jugendliche und drei für Erwachsene. An einer der Begegnungen nahm Komponist Stefan Hakenberg teil. Inspiriert durch den Abend erarbeitete er eine Komposition für Cello und Akkordeon, die im Mai 2020 im Rahmen von Eine Gute halbe Stunde in Nürnberg uraufgeführt wurde.
Projektleiterin und Köchin
Frances Pappas
Co-Gastgeberin
Maren Zimmermann
Dank an alle Gäste, die an den Essen teilnahmen.
zumikon - KULTURSTIFTUNG
ARTIST IN RESIDENCE PROGRAM